Als unsere erste Katze, Tinka, zum allerersten Mal ihr Zuhause verließ, um sich decken zu lassen, habe ich die Tage des Geschehens schriftlich festgehalten, wie ich nun, Jahre später, feststellen konnte.
Das liest sich dann so:

Sonntag, 18.02.1996
Nachmittags. Martin sagt, daß Tinka rollig wird. Zwei Stunden später bin auch ich restlos überzeugt.
Anruf bei Frau E. ( stolze Katerbesitzerin). Carlo ist schon ganz jabberich auf ein neues Mädchen. Letzte Deckung ist schon ein paar Monate her.
Wir verabreden, dass ich Tinka am Mo. bringe (2. Tag).

Montag, 19.02.1996
Nach der Arbeit alles zusammenpacken: Papiere, Impfpaß, Test, Wegbeschreibung (Navis waren noch nicht üblich). Katze kämmen. Frau E.s Katzen sehen doch immer soooo gepflegt aus. Katze ab in den Korb... Tinka versteckt sich. Nach langem Suchen holt Martin sie hinter der Waschmaschine hervor. Nun aber los. Es ist 17.30Uhr.

Ankunft in H. bei Essen ca. 20.15 h. Die Fahrt war ruhig. Tinka hat sich ab und zu bewegt, aber sonst kein Ton. Das Wetter war durchwachsen, Regen und etwas Schnee.
Frau E. erwartet uns schon. Tinka liegt unterm Kissen im Korb. Carlo ist gleich sehr interessiert. Kurzes Beschnuppern und ab ins Bad . Korb auf, Kissen raus, Tinka aufs Kissen, Korb zu. Carlo ist begeistert. Frau E. hält ihm Tinkas Po vor die Nase. Kurzes Schnuppern...der Fall ist klar. Carlo versucht sofort sein Glück. Tinka läßt sich abschlecken, aber jetzt schon decken? Nee, nicht mit ihr. Wir lassen die beiden allein und klönen im Wohnzimmer.
Nochmal gehen wir ins Bad. Tinka hockt in der Dusche. Frau E. nimmt sie auf den Schoß und spricht mit ihr. Carlo kommt wieder schnuppern, ist sichtlich unglücklich. Tinka sitzt nur da.
Ich nehme sie auf den Arm und erzähle ihr was. Sie beruhigt sich und schaut sich die Umgebung an. Ich setze sie mir auf den Schoß und sie guckt weiter. Carlo kommt, setzt die Vorderpfoten auf meine Knie und will Tinka abschlecken. Sie faucht und schlägt nach ihm. Klare Regel: Geprügelt wird nicht auf Frauchen. Ich setze Tinka runter, sie geht zum Katzenklo. Carlo kommt gleich wieder zu ihr, gleiche Reaktion. Frau E. ist froh. Endlich eine normale Reaktion für eine Katze. Carlo will mit uns raus, aber er muß bleiben. Wie verlassen den Raum...
Kurz nach 22.00 h verabschiede ich mich. Der Weg ist noch weit. Trotz Regen und Sprühschnee komme ich gut Zuhause an.

Dienstag, 20.02.1996
So gegen 20.00h rufe ich bei Frau E. an.
Sie berichtet, daß Tinka ständig in der Dusche sitzt. Carlo wird nur angefaucht und sie versucht, nach ihm zu schlagen. Frau E. hat mit ihr gesprochen und wollte sie streicheln, doch sie fauchte sie nur an. Sonst geht es ihr gut. Hat gefressen und war auf dem Katzenklo. Von Rolligkeit keine Spur.

Mittwoch, 21.02.1996
Anruf bei Frau E. , 20.15h.
Tinka läuft jetzt auch durch die Gegend, will auch raus aus dem Bad. Carlo ist etwas geknickt. Im Vorbeigehen hat Tinka ihm kräftig eine gewischt; dabei wollte er doch gar nichts von ihr. Sie scheint sich einzuleben. Von Rolligkeit noch immer keine Spur. Frau E. hat vorgeschlagen, Tinka bis zur nächsten Rolligkeit da zu behalten, wegen dem Streß der Fahrt und Umstellung, sofern sie nun nicht mehr rollig wird. Sie käme dann zu den anderen Katzen. Solange das Wetter so schlecht bleibt, es liegt und fällt nun ständig Schnee, kann sie bleiben. Weiter will ich noch nicht planen, die normale Zeit ist ja noch nicht rum. Gut aufgehoben ist sie bei Frau E. auf alle Fälle.
Sonny ist derweil sehr anhänglich. Nachdem er Tinka am Sonntag Abend erst einmal lange gesucht hat, geht er uns nun kaum noch von der Seite. Kuscheln, schmusen und lange Gespräche stehen auf dem Programm.

Donnerstag, 22.02.1996
20.30h. Anruf bei Frau E. / Tinka und Carlo haben den ganzen Tag über das Bad zum Schlachtfeld gemacht. Ein Zeichen, daß sich die beiden nun endlich gefunden haben. Tinka ist nun wieder schwer rollig und sucht Carlos Nähe. Frau E. meint, die beiden müssen sich den ganzen Tag vergnügt haben. Gegen Abend war Pause. Carlo läßt Tinka zappeln. Er wird schon wissen, warum.
Frau E. hofft, die nächsten Nächte schlafen zu können, denn wer weiß schon, wie laut die beiden sind.
Ich hoffe, Mäuschen hat nicht nur ihren Spaß, sondern nimmt auch auf. Sonst müssen wir nochmal zu Carlo reisen. Ich bin ganz aufgeregt. Nun kommt Tinka bald wieder nach Hause.

Freitag, 23.02.1996
Telefonat mit Frau E. / Carlo und Tinka waren wieder schwer in Aktion. Als Frau E. nach Hause kam, war schon wieder Ruhe...8 Stunden-Tag!
Wir sprechen Sonntag wieder.

Sonntag, 25.02.1996
Tinka und Carlo sind fertig miteinander. Kein weiteres Interesse am Sexualleben. Ich verabrede mit Frau E., daß ich Tinka am Montag wieder abhole.

Montag, 26.02.1996
Die Fahrt Richtung Essen ging sehr schnell. Das Wetter war durchwachsen. Wir klönen erst einmal etwas, dann läßt sie Tinka und Carlo aus dem Schlafzimmer. Carlo kennt sich ja aus und Tinka beginnt sofort, die unbekannte Umgebung zu erkunden. Keine Angst, keine Scheu, keine Agressionen gegenüber den drei anderen Kätzinnen. Friede, Freude, Eierkuchen. Alle Tiere verstehen sich prächtig, nur Carlo hat vor Mäuschen einen Riesenrespekt!!!

Die Rückfahrt hat Tinka nichts ausgemacht. Zuhause war Sonny erst einmal neugierig. Tinka erkundete die Umgebung neu.
Die Nacht war friedlich.

Mittwoch, 06.03.1996/ Alles ist wieder normal. Nach einigen Tagen war Tinka wieder unser Mädchen. Sonny hat sich auch wieder gefangen. Tinka ist selbstbewußter geworden, frecher, besonders verschmust, so daß wir annehmen, daß sie trächtig ist. Näheres am 15.03.1996.

Nachtrag: Am 25.04.1996 brachte Tinka ihren und unseren ersten Wurf im Hause Sixteenoaks zur Welt: Sixteenoaks Stormy, ein Mädchen in der Farbe black-tabby-classic, erblickte als Einzelkind das Licht der Welt. Doch das ist eine andere Geschichte...
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